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Thematischer Überblick: Die ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft

Die ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft ist neben der ASEAN-Sicherheitsgemeinschaft und der soziokulturellen Gemeinschaft ein Element der übergeordneten Gemeinschaftsinitiative die, nach Entscheid des ASEAN Übereinkommen II (Concord II) im Oktober 2003, bis zum Jahr 2020 implementiert werden soll. Im Jahr 2007 wurden weitere Details für die ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft (AWG, engl. AEC) in dem AWG-Entwurf hervorgehoben, inklusive der sich gegenwärtig anbahnenden Frist bis 2015. Der Entwurf beinhaltet die Intention, die „ASEAN in einen einheitlichen Markt und einen gemeinsamen Produktionsstandort, einen hochgradig wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum, eine Region gleichberechtigter wirtschaftlicher Entwicklung sowie eine vollständig in die Weltwirtschaft integrierte Region zu transformieren.“

ASEAN
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Das erste dieser Ziele verspricht den unregulierten Fluss von Gütern, Dienstleistungsinvestitionen und Fachkräften, sowie Kapitalverkehrsfreiheit zwischen den Mitgliedsstaaten. Die Liberalisierungsmaßnahmen, die diesen freien Transfer ermöglichen, sind nach offiziellen ASEAN-Schätzungen bereits zu 85 % umgesetzt. Obwohl es Zweifel gibt, dass Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam in der Lage sein werden die Zielvorgaben bis 2015 zu erreichen, hat die Weltbank berechnet, dass sich die Handelskosten in den letzten 10 Jahren um 15 Prozent verringert haben, während sich in derselben Periode der intra-regionale Handel mit fast USD 500 Mrd. nahezu verdoppelt hat.

Wie im Entwurf vergegenwärtigt, verlangt das Erreichen dieser Ziele „neue Mechanismen und Maßnahmen um die bestehenden wirtschaftlichen Initiativen zu stärken; beschleunigte regionale Integration in den Prioritätssektoren; Förderung der Mobilität von Geschäftsleuten, Fachkräften und Talenten; Stärkung der institutionellen Mechanismen der ASEAN“. Um diese Vorgaben zu erreichen nennt der Entwurf verschiedene Ziele für geistiges Eigentum (IP), elektronischen Handel und Infrastrukturprojekte bis 2015.

Die AWG wird durch zwei weitere Übereinkommen flankiert: das flächendeckende ASEAN-Investitionsabkommen (ASEAN Comprehensive Investment Agreement (ACIA)) und das ASEAN Rahmenabkommen für den Dienstleistungshandel (ASEAN Framework Agreement on Trade in Services (AFAS)). Das erstgenannte enthält Bestimmungen für die Liberalisierung von ADI unter Verwendung einer Negativliste – wobei Investitionen in alle nicht explizit von einem Unterzeichnerstaat verbotenen Sektoren gestattet sind – und umreißt Mechanismen zur Konfliktlösung und Regelfindung. Im Gegenzug beinhaltet AFAS eine umgekehrte Herangehensweise, indem ADI in bestimmte Dienstleistungen durch die Inklusion auf einer Positivliste priorisiert werden.

Zusätzlich sind einige ASEAN-Schlüsselstaaten (Brunei, Malaysia, Singapur und Vietnam) in andauernde Verhandlungen zu einer Transpazifischen strategischen wirtschaftlichen Partnerschaft (engl. Trans-Pacific Strategic Economic Partnership, kurz TPP) involviert, ein von den USA initiiertes überregionales Freihandelsabkommen. Die gegenwärtige Gruppe von 12 Ländern repräsentiert zwei Fünftel des globalen BIP, inklusive wirtschaftlichen Schwergewichten wie den USA, Japan, Kanada, Australien und Mexiko. Falls ratifiziert, würde das TPP den für internationale Freihandelsabkommen üblichen Abbau von Zöllen in Schlüsselsektoren beinhalten sowie andere Verpflichtungen, wie den Schutz geistigen Eigentums, Standards zum Umweltschutz und zum elektronischen Handel.

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Abschließend gibt es die Regionale flächendeckende Wirtschaftspartnerschaft (engl. Comprehensive Economic Partnership (RCEP)), eine vorgeschlagene Übereinkunft, um eine Freihandelsnetzwerk zwischen den ASEAN und jenen sechs Staaten zu schaffen, mit denen die ASEAN jeweils einzelne Freihandelsabkommen besitzt (Australien, China, Indien, Japan, Korea und Neuseeland). Anders als das TPP zielt das RCEP darauf ab, ein breiteres Spektrum ökonomischer Disparitäten der potentiellen Unterzeichner zu beherbergen, die zusammen fast die Hälfte der Erdbevölkerung ausmachen und ungefähr ein Drittel der Weltwirtschaftsleistung stellen.

 

Welche Faktoren machen ASEAN zu einem bevorzugten Ziel für ADI?

 

Demographie

Insbesondere für das produzierende Gewerbe ist es interessant, dass die 600 Millionen Menschen umfassende Bevölkerung der ASEAN Staaten zur Zeit von einer sog. “demographischen Dividende” profitiert – einer Periode in der das Verhältnis der arbeitsfähigen Bevölkerung im Vergleich zu den Leistungsempfängern ansteigt. Gerade multinationale Konzerne wie Volkswagen und Foxconn sind sehr daran interessiert, den Vorteil des Arbeitskräfteüberschusses aufgrund der demographischen Situation (60 Prozent der Bevölkerung ist unter 35), zu nutzen. China hat diese demographische Phase bereits durchlebt und ist nun eine alternde Gesellschaft.

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Verbrauchermärkte

Neben dem Status als bevorzugter Produktionsstandort erfahren die ASEAN-Staaten auch ein lebhaftes Wachstum der Verbrauchermärkte. Fünf der zehn Mitgliedsstaaten haben Bevölkerungen von über 50 Millionen Menschen und allein in Indonesien leben so viele Menschen wie in den drei nachfolgenden Ländern zusammen. Abgesehen von den absoluten Zahlen vollzieht auch die Demographie dieser Bevölkerungen eine tiefgreifende Wandlung: Prognosen zur Folge wird Vietnams Mittelklasse vom heutigen Niveau von zwei Millionen auf 33 Millionen im Jahr 2020 ansteigen.

Investoren, die die sich bietenden Möglichkeiten der ASEAN-Binnenmärkte im Auge haben, sollten jedoch an die Disparitäten zwischen den Mitgliedsstaaten denken; das pro-Kopf Einkommen der 52,8 Millionen Einwohner Myanmars liegt zum Beispiel bei 900 US$, während sich die gleiche Kennziffer für die 5,3 Millionen Einwohner Singapurs auf 50.000 US$ beläuft.

Abkommen und Verträge

Völkerrechtliche Abkommen bilden das Fundament der ASEAN. Zusätzlich zu dem Abbau der zolltariflichen Hemmnisse zwischen den Mitgliedssaaten als Bestandteil der ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft (siehe unten), sind die Mitglieder der ASEAN auch Unterzeichner von Freihandelsabkommen (FTAs) mit einigen der größten Volkswirtschaften Asiens – China, Indien, Japan und Korea – und Commonwealth-Staaten wie Australien und Neuseeland. Ein Beispiel für ein solches Freihandelsabkommen ist jenes zwischen der ASEAN Gemeinschaft und China. Das 2011 ratifizierte Abkommen, welches die Zölle für 90 Prozent der gehandelten Güter zwischen den beiden Rechtssystemen praktisch auf null gesenkt hat, ermöglicht ASEAN-basierten Herstellern den Zugang zu Chinas gigantischem Binnenmarkt, dessen heutiges Volumen von 250 Millionen auf 600 Millionen im Jahr 2020 anwachsen wird.

Steuern

Steuerliche Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen in die ASEAN-Staaten unterscheiden sich von Land zu Land teils maßgeblich. Obwohl der AWG-Entwurf die Abschaffung von Doppelbesteuerung zwischen ASEAN-Staaten bis 2010 als Top-Priorität identifiziert hat, haben einige Mitglieder dieses Planziel noch nicht umgesetzt; insbesondere Kambodscha hat noch mit keinem anderen Land ein Doppelbesteuerungsabkommen unterzeichnet. Indes hat der Gemeinschaftlich wirksame Vorzugstarif (engl. Common Effective Preferential Tariff (CEPT )) seit langem Zölle auf 99 Prozent der Güter die zwischen den ASEAN-6 gehandelt warden beseitigt.

Gegenwärtig gibt es unterschiedliche Steuersätze, mit dem Nichtvorhandensein einer individuellen Einkommenssteuer in Brunei im Vergleich mit Thailands Höchstgrenze von 37 Prozent; und dem mit 17 Prozent äußerst niedrigen Körperschaftssteuersatz in Singapur im Vergleich zu anspruchsvollen 35 Prozent für manche Entitäten in Myanmar. Generell konzentrieren sich die ASEAN Mitgliedsstaaten am unteren Ende der Bewertung der Weltbank zu Steuererleichterung (“Ease of Paying Taxes”), mit Singapur, Brunei und Malaysia als Ausnahmen.

ASEAN Steuersätze
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Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com

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